
Spuren, die bleiben
Vor allem Indonesien wurde vor 20 Jahren von den tödlichen Fluten getroffen. Ganze Landstriche wurden verwüstet, Hunderttausende von Menschen verloren ihr Leben und Millionen ihr Zuhause. Unser Engagement begann damit, 6000 Menschen in acht Lagern mit Lebensmitteln, Kleidung, Hygieneartikeln und Medizin zu versorgen. In der Millionenstadt Medan bauten wir drei Heime für Kinder, die nach der Flut als Waisen zurückgeblieben waren. Weitere 128 Kinder wurden in unserem Kinderheim auf der Insel Nias versorgt. Außerdem bekamen 400 Straßenkinder täglich zu essen.
Hilfreiche Genossenschaften
Wir beteiligten uns am Wiederaufbau in Sibolga, dem ärmsten Landkreis Sumatras. Dort hatten die Wassermassen ganze Dörfer überrollt. Häuser wurden wieder in Stand gesetzt oder nach Bedarf sogar neu gebaut. Die Fischerei – Haupterwerb und wichtigste Nahrungsquelle – war nicht mehr möglich, denn die Flut hatte die Boote zerstört. Wir beauftragen deshalb Handwerker aus der Gegend mit dem Bau neuer Fischerboote, besorgten Netze und anderes Zubehör und richteten eine Fischereigenossenschaft ein. Für die Landwirtschaft kauften wir Traktoren, Anhänger und Geräte. Auch hier entstand eine Genossenschaft. Am Ende konnten wir 17 Dörfer bis in die Selbstständigkeit begleiten.
Vertrauen öffnet Türen
»Die Menschen, denen wir halfen, vertrauten uns«, erinnert sich der verantwortliche Projektleiter Gerhard Klaiber. »In einer Schule waren die Lehrer zu Tränen gerührt, als wir ihnen zwei Computer für den Unterricht überreichten. Es folgten mehr Computer und weitere Schulen. Daraufhin erhielten wir die Erlaubnis, die Gute Nachricht in diesen Schulen weiterzugeben. Das machten unsere Kinder aus den Heimen in Medan, und die Botschaft ging von Kind zu Kind. Aber auch Lehrkräfte und Eltern waren tief berührt. Viele entschieden sich für Jesus, und es entstanden einige Gemeinden.«
Inzwischen ist der Wiederaufbau längst abgeschlossen. Die von uns weiterhin unterstützten Gemeinden finden kreative Möglichkeiten in ihrem Alltag vor Ort, um Menschen mit der Guten Nachricht zu erreichen. Davon haben wir uns bei unserem Projektbesuch überzeugt.
Fischverkauf – Auf Java züchtet Pastor Timotheus Fische, die er als gegrillte Speisen in einer bei Mofafahrern beliebten Gegend anbietet. Weil er Verkaufsgespräche im Sinne eines »Menschenfischers« führt, besteht seine Gemeinde mittlerweile im Wesentlichen aus seiner Zweirad fahrenden Kundschaft. Nun braucht die Kirche dringend einen Parkplatz für die rund 200 Motorräder, die während der Gottesdienste die engen Gassen in der Nachbarschaft blockieren.
Verbotene Gemeindedienste – Vor Jahren zog ein Ehepaar in eine Stadt auf Sumatra, die unter der Scharia steht. Die Weitergabe des Evangeliums und Abwendung vom Islam sind verboten. Seit dem Tod ihres Mannes führt die Witwe das Werk gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn fort. In einem privaten Raum halten sie verbotene Gottesdienste, die von bis zu 50 Menschen besucht werden. Muslime, die sich dort Jesus Christus zuwenden, müssen nach der Taufe aufgrund der damit verbundenen Gefahren in eine andere Stadt ziehen.
Kinder und Witwen – Die Witwe eines früheren Pastors will – abhängig von der Finanzsituation – ein Pfingstcamp für Kinder fortsetzen, das unter der Führung ihres Mannes von 300 bis 400 Kindern besucht wurde. Es handelt sich um überwiegend muslimische Kinder, die so mit der Guten Nachricht in Berührung kamen. Sehr viele haben sich bereits für Jesus entschieden! Außerdem sorgt ihre Gemeinde für mehrere obdachlose Witwen.
Nachhilfeunterricht – Pastor Samuel und seine Frau betreuen Schulkinder. In der streng muslimischen Umgebung ist ihre Gemeinde beliebt, denn sie bietet Nachhilfe in Musik, Naturwissenschaften und Fremdsprachen an. Allein am Englischunterricht nehmen 70 Kinder teil.
Heim und Schulzentrum – Nach dem Tsunami gründeten wir für die Straßenkinder von Medan acht Kindergärten, mehrere Heime und ein Schulzentrum. Im Laufe der Jahre zeigte sich, dass viele Kinder nicht nur alle Schulstufe bis zum Abitur durchliefen, sondern im Anschluss auch studierten. In vielen Fällen halten sie heute höhere Regierungsstellen inne.
Vervielfältigung – Manche Gemeinden führen Bibelschulen, um Mitarbeitende für die Gründung weiterer Gemeinden auszurüsten.
Wohlwollen in der Bevölkerung
Wir besuchten die Einweihungsfeier eines unserer neuen Kirchengebäude. Sie erfolgte unter Polizeischutz. Denn eine Woche zuvor war im Nachbarort eine Kirche niedergebrannt worden. Trotz der Häufigkeit solcher Ereignisse gedeihen unsere Gemeinden und sind in der Bevölkerung größtenteils beliebt. Das erkannte der Polizeichef bei seinem Besuch selbst. »Ich weiß gar nicht, was die Polizei hier soll, die Menschen lieben euch doch!« Diese Liebe ist Resultat jahrzehntelanger Arbeit und Investition in die Menschen. Eine gute Saat, die aufgeht.



